Dazu gibt es mehrere Gründe:
1) Nebenerwerbsbauern, die in Industriebetrieben arbeiten, fühlen sich immer noch als Bauern, weil sie glauben damit höheres soziales Ansehen zu genießen. Außerdem sind sie meist in dörflichen Vereinen integriert. Ein Arbeiterbewußtsein entwickeln sie so nicht.
2) Vorherrschend ist in Südtirol konservativ-klerikales Denken. Der verstorbene Bischof Gargitter hatte in einem Fastenhirtenbrief in den 60-er Jahren die Sozialdemokratie als Vorstufe zum Kommunismus bezeichnet und dieser sei in seiner Grundstruktur gottlos. Daher seien solche Parteien mit dem Christentum nicht vereinbar. Das hat dem damaligen Vorsitzenden der Sozialen Fortschrittspartei Südtirols, Dr. Egmont Jenny in der Vorwahlzeit sehr geschadet.
3) Es wurden mehr als zweifelhafte und sehr unfaire Methoden angewandt, um den Wahlkampf der Sozialen Fortschrittspartei Südtirols (damalige Sozialdemokraten) mit allen möglichen Mitteln zu behindern. So wurden ortsbekannte Alkoholiker "angefüllt" um die Veranstaltung zu stören und die Veranstaltung dem Gelächter preiszugeben. Es kam auch vor, dass man einen Schwachsinnigen anleitete das Kabel zur Lautsprecheranlage zu durchschneiden.
4) Der ehemalige Landeshauptmann Dr. Silvius Magnago hatte die Idee eine eigene "Arbeitnehmer-Partei" von oben herab zu gründen, um so den echten Sozialdemokraten dass Wasser abzugraben. An die Spitze dieser Bewegung wurden Leute gesetzt, die das Vertrauen der Partei genossen. So hatten in der so genannten "Sammelpartei" angeblich alle Strömungen Platz.
5) Die spezielle Situation Südtirols, das nach dem 1. Weltkrieg von Italien annektiert wurde, liefert der mit einer satten Mehrheit seit 1945 regierenden Südtiroler Volkspartei das Argument vom "Zusammenhalten müssen" (gegenüber dem Zentralstaat) und dies wird weidlich für handfeste wirtschaftliche Interessen ausgenützt. Andere deutsche Oppositionsparteien (besonders linke) stören nur und gefährden angeblich die starke ethnische Position gegenüber Rom. Seit dem Jahr 1972 hat das Land Südtirol eine weitreichende Autonomie erkämpft. Im Interesse einer besseren Demokratie würde mehr Pluralismus gut tun und würde auch zu einer geistigen Öffnung führen. Auch die Hegemonie der Athesia-Presse (konservativ-klerikale Ausrichtung), das fast einem Monopol gleichkommt, ist einer Demokratisierung des Landes nicht förderlich.
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