Brutaler US-Wahlkampf
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Donald Trump hat für mich nur noch Unterhaltungswert – sofern er nicht
Präsident wird, denn dann ist Schluß mit lustig. Seine Beleidigungen und
niveaulosen Angriffe weit unter der Gürtellinie sind zahllos. Unbeliebt
sind beide Kandidaten.
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Hier ein Artikel von n-tv.de
Das Rennen ums Weiße Haus ist berüchtigt
für seine Gnadenlosigkeit. Doch der Wahlkampf ist so niveaulos und
gemein wie noch nie. Hinter den brutalen Attacken der beiden Kandidaten
steckt System.
Donald Trump reichen häufig 140
Zeichen, um zum Punkt zu kommen. Darum eignet sich Twitter für seine
Anzüglichkeiten perfekt: „Wenn Hillary Clinton ihren Mann nicht
befriedigen konnte, warum denkt sie dann, dass sie Amerika befriedigen
könnte?“ Diesen Satz einer seiner Anhänger teilte Trump im April auf Twitter, und obwohl er ihn nach wenigen Stunden löschte, blieb die Kurznachricht erhalten.
Hillary Clinton zielt zwar nicht zwischen die Beine, aber ihre Tweets über den Rivalen sind ebenfalls messerscharf. „Es gibt einen Grund, warum die gehässigsten Rechtsextremisten Donald Trump unterstützen„, twitterte sie im August. Dazu
postete sie ein Video, in dem ein Funktionär des Ku-Klux-Klan erklärte,
dass „die meisten Klan-Mitglieder Donald Trump mögen“.
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Willkommen im brutalen Wahlkampf. Zwar gehören in einem faktischen
Zwei-Parteien-System harte wechselseitige Attacken zum alle vier Jahre
inszenierten Rennen ums Weiße Haus. Aber niemals im modernen Amerika hat
es so ins Persönliche zielende und niveaulose Auseinandersetzungen
zwischen den Kandidaten der beiden großen Parteien gegeben wie in diesem
Jahr. Argumente und politische
Programme spielen längst nur noch eine Nebenrolle. Im Zentrum steht die
Beleidigung des Gegners. Und das hat einen Grund.
Beide Kandidaten sind extrem unpopulär. Hillary
Clinton ist bei rechten, oft aber bei Wählern im Zentrum verhasst, weil
sie die Öffentlichkeit und sogar die Familien der Opfer des Angriffs
auf die US-Vertretung in Bengasi im September 2012 zunächst falsch
informierte. Im linken politischen Lager wird sie, auch wegen der
damaligen Attacken des „demokratischen Sozialisten“ Bernie Sanders
während der Primaries, als Honorarempfängerin und Erfüllungsgehilfin der
Wall-Street-Banker betrachtet. Die E-Mail-Affäre und die Verquickung
von Clinton-Stiftung und US-Außenpolitik tun ein Übriges.
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Donald Trump gilt außerhalb der
eingeschworenen Reihen seiner Fans als Großmaul, der gegen alles und
jeden wütet und seine Positionen öfter wechselt als seine Hemden. Das
Vokabular der Gosse ist dem Milliardär vertraut. Er bezeichnete Frauen
als „fett“, ahmte das Muskelzucken eines an Gelenksteife erkrankten
Reporters nach und insinuierte, illegale hispanische Einwanderer seien
vornehmlich „Mörder und Vergewaltiger“.
Die Folge: 51 Prozent der Wähler haben einen negativen Eindruck von
Clinton (nur 34 Prozent einen positiven), und gar 57 Prozent haben einen
negativen Eindruck von Trump (lediglich 26 Prozent einen positiven),
ergab eine aktuelle Umfrage der Monmouth University. In der Summe lehnt jeder dritte Wähler beide Kandidaten ab (35 Prozent).
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Trump fährt eine beleidigende Attacke nach der anderen
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Nur zwei Prozent der Amerikaner halten Clinton wie Trump für akzeptabel.
„Im historischen Vergleich“, so schreiben die Demoskopen, „lag der
Anteil der Wähler, die einen positiven Eindruck von beiden Kandidaten
hatten, seit 1984 nie bei weniger als fünf Prozent – und 2000 lag er
sogar bei 19 Prozent. Umgekehrt war die Zahl der Wähler, die von keinem
Kandidaten einen positiven Eindruck hatten, nie größer als neun
Prozent“. Das ist ein Bruchteil der aktuellen 35 Prozent.
In dieser Situation kann es für Clinton und mehr noch für Trump kaum
noch darum gehen, zusätzliche Wähler von sich zu überzeugen. Das Ziel
lautet vielmehr, die Werte des ohnehin unbeliebten Gegners noch tiefer
zu drücken.
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Insbesondere Trump holt regelmäßig zu extrem beleidigenden Attacken
aus. Clinton ist bei ihm ständig die „betrügerische Hillary“, gern auch
die „Lügnerin“. Dass sie ihren Mädchennamen nicht nenne, liege darin
begründet, dass „Hillary Rodham Clinton“ wie „Hillary rotten Clinton“
klinge – Hillary, die verfaulte Clinton.
Als Clinton im Dezember in einer Werbepause während einer TV-Debatte
mit ihrem demokratischen Rivalen Sanders zur Toilette musste und erst
einige Sekunden nach der Fortsetzung der Livesendung mit einem „Sorry“
wieder an ihr Podium trat, kommentierte Trump die WC-Pause am nächsten
Tag vor Anhängern: „Ich weiß, wohin sie ging. Es ist ekelhaft. Ich möchte darüber nicht reden. Es ist zu ekelhaft. Sag’s nicht! Es ist ekelhaft.“ In der gleichen Rede erläuterte Trump, die Favoritin Clinton sei 2008 vom Außenseiter Barack Obama „schlonged“ worden – was sich kaum freundlicher übersetzen lässt als „von seinem Pimmel geschlagen“.
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Clintons Attacken gegen Trump sind ebenfalls hart
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Clintons Schlachtplan ist ein anderer. Nicht vulgär sind ihre
Attacken gegen Trump, sondern sie verfolgt die Strategie: Wenn Trump
aufhört, Lügen über mich zu verbreiten, höre ich auf, die Wahrheit über
ihn zu erzählen.
Oft versucht sie es mit Ironie. Ein Beispiel: Trump habe gesagt, er
wolle als Präsident das Land so führen wie er seine Unternehmen geführt
habe, und „er hat eine Menge Bücher über das Geschäftemachen geschrieben
– sie alle scheinen mit Kapitel elf zu enden“, dem Synonym für eine
Bankrott-Erklärung vor amerikanischen Gerichten.
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Ganz ohne Ironie hat die Ex-Außenministerin auch wiederholt gesagt,
der Immobilienunternehmer sei wegen seines Mangels an Wissen und mehr
noch wegen seines „sprunghaften, erratischen“ Charakters völlig
„ungeeignet“ für das Amt des Präsidenten.
Bei
einer Rede am vorigen Donnerstag in Reno (Nevada) warnte sie: „Ein Mann
mit einer langen Geschichte rassistischer Diskriminierungen, der trübe
Verschwörungstheorien von Boulevardblättern im Supermarkt aufgreift und
weitergibt, sollte niemals unsere Regierung leiten oder unser Militär
befehligen.“
Trump ist in seinen Tiraden gegen Clinton die nach unten offene
Hinricht-Skala weit hinabgestiegen. Nachdem Sanders seine Kandidatur
aufgegeben und zur Wahl Clintons aufgerufen hatte, sagte Trump Anfang
August: „Er hat einen Vertrag mit dem Teufel geschlossen. Sie ist der Teufel.“ Dieses Verdikt lässt sich selbst für einen Großmeister der Bösartigkeit schwer steigern.
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Wahlkampf noch bis zum 8. November
Clinton hätte noch Spielraum nach unten. Doch sie will dabei
bleiben, den Rivalen inhaltlich zu attackieren. Glücklicherweise gibt es
in ihrem Umfeld aber Männer fürs Grobe. David Plouffe, ein Ex-Berater
von Obama und dessen Wahlkampf-Manager 2008, beschrieb Trump am Sonntag
in der NBC-Polittalkshow „Meet the Press“ in der Art eines Psychiaters:
„Im Grunde haben wir einen Psychopathen, der für das Präsidentenamt
kandidiert. Ich meine, er erfüllt die klinische Definition.“
67 Tage bleiben noch bis zur Wahl am 8. November – viel Zeit für
weitere harte Debatten der Kandidaten. Fürs Poesiealbum werden auch die
weiteren Auseinandersetzungen zwischen Trump und Clinton wenig abwerfen.
Wer Belege für die Überlegenheit demokratischer Entscheidungswege
sucht, ist im gegenwärtigen Amerika nicht optimal aufgehoben.
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Gruß Hubert
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