Donnerstag, 12. November 2009

Lebensqualität im Alter - Medizin

Man weiß, dass der Mensch zu einem nicht so kleinen Teil durch Triebe und Instinkte - nicht zu vergessen auch durch Hormone, gesteuert und gelenkt wird. Er ist oft nicht Herr im eigenen Hause.
Ich bin mir aber nicht so sicher, ob ich das Leben bis zum letzten natürlichen Moment "auskosten" möchte um noch einmal die Sonne aufgehen zu sehen. Das Problem ist nur, dass man den bewussten Schritt zum Freitod zu einem Zeitpunkt setzen müsste, wo man noch bei halbwegs klaren Verstand ist und da könnte wirklich noch der Selbsterhaltungstrieb und die Neugier zu groß sein, um noch eine frische Brise auf der Wange spüren zu wollen. Wenn dann z.B. Alzheimer ganz die Kontrolle über einen übernommen hat, ist es zu spät. Ich würde mir dann nur wünschen, dass ich frühzeitig eine Patientenverfügung erstellt hätte und die Sterbehilfe bis dahin in allen Ländern legalisiert wäre.

Bei den "Fortschritten" der Medizin bin ich nicht sehr optimistisch, weil ihre neuen Erkenntnisse und Medikamente meist nur das Leben (Leiden?) verlängern und nicht, oder kaum, die Lebensqualität. Auf ein paar Jahre länger in einem Alters- oder Pflegeheimbett oder im Rollstuhl, vor mich hin lallend, lege ich keinen Wert. Das verlängerte Leben (Leiden) stellt eine mindestens ebenso große Bürde dar, wie es ein Segen sein könnte. Ich ducke mich lieber vor diesem Segen, damit ich möglichst nichts davon abbekomme. Dass die Wertschätzung des Alters in Zukunft zunehmen wird kann ich mir auch schwer vorstellen. Und das würde auch nichts an den erbärmlichen und entwürdigenden Zuständen von Menschen ändern und z.B. kaum mehr von an Alzheimer- oder Demenzkranken wahrgenommen werden. Mit höherem Alter nehmen gerade diese Krankheiten immer mehr zu. Ich glaube der Mensch ist von der Natur nicht programmiert für so ein hohes Alter.
Entscheidend ist für mich die Lebensqualität und nicht die Erreichung eines Methusalemalters.
Es sollte auch in Zukunft kein Ziel sein ein Methusalemalter zu erreichen, das wäre kontraproduktiv.
Die Lebenserwartung ist schon jetzt leicht hoch genug, obwohl ich jedem ein langes Leben gönne.
Mein Ersuchen an die Mediziner: verzichtet auf die Forschung in diese Richtung, wenn ihr nicht auch gleichzeitig die Lebensqualität erhalten oder verbessern könnt! Ich weiß aber, dass sich Mediziner aus Neugier, aus Profilierungssucht und noch anderen Gründen, nicht zuletzt finanziellen, sich nicht bremsen lassen werden. Es ist der Fluch des Glaubens an die totale Machbarkeit.

Ich weiß, dass meine Gedanken zu Freitod und Sterbehilfe im zum überwiegend konservativen, klerikalen und zum Teil auch bigotten Südtirol nicht auf breite Zustimmung stoßen werden. Ich möchte aber authentisch bleiben, mich nicht verbiegen und mich nicht dem Mainstream anpassen.

Montag, 2. November 2009

Führungskräfte – Resilienz

In den letzten Jahren ist bei Motivationstrainern und anderen Zuarbeitern der psychologischen Zunft, im Dienste der Unternehmen, das Wort Resilienz Mode. Resilienz kommt aus dem Lateinischen und bedeutet: zurückspringen, abprallen. Es geht dabei um Widerstandsfähigkeit. "Als resilient werden Menschen bezeichnet, die mit Belastungen und unter erschwerten Bedingungen in angemessener Weise umgehen und so ihre psychische Gesundheit erhalten."

Damit sollen auch Krankenstandstage der Arbeitnehmer vermindert werden.


Den Arbeitnehmern will man einimpfen, sie sollten möglichst viel Resilienz entwickeln.
Bei den Psychologen wird es aber durch immens steigende Anforderungen i
m heutigen Berufsleben, vor allem psychischer Natur, immer längere Wartelisten geben.

Resilienz, für mich ein klassischer Fall von Turbokapitalismusvokabular. Klingt fast schon so widerlich wie "Humankapital". Die noch vorhandene psychische Gesundheit und Leistung soll in einem möglichst hohem Maß dem Arbeitgeber zur Verfügung gestellt werden. Das letzte soll aus dem Arbeitnehmer herausgekitzelt werden, wobei „Experten“ dabei nicht zurückschrecken mit Manipulation und psychologischen Tricks zu arbeiten. Der Mensch soll ausgebeutet und auch noch für dumm verkauft werden. Die Unternehmen täten gut daran, ihre Führungskräfte besser zu schulen. Das wäre eine lohnende Investition. Es ist unglaublich zu sehen und von Betroffenen zu hören, wie durch Fehlleistungen von Führungskräften Motivation systematisch zerstört wird und durch nicht mehr vorhandene Identifikation mit dem Unternehmen, Dienst nach Vorschrift gemacht oder gar die innere Kündigung ausgesprochen wird. Manche Führungskräfte sind durch mangelnde Ausbildung völlig in der Menschenführung überfordert. Hiermit wird unheimlich viel produktives Potential zerstört und verschleudert, was aber die Arbeitnehmer oder Rentner weniger zu interessieren hat.

Sonntag, 28. Juni 2009

Konservative, "bibeltreue" Heuchler in den USA

Potentielle Präsidentschaftskandidaten kommen den Republikanern in den USA am laufenden Band abhanden. Die New Yorker "Daily News" schrieb von zwei solcher Kandidaten: "Beide gehören der Partei der offenen Hosen an." Einer davon ist David Ensign, ein selbstdeklarierter "Bibelgetreuer", der öffentlich gegen Unmoral, Unzucht und ganz besonders gegen Ehebruch wettert. Er lebte seine sexuellen Freuden ein Jahr lang lieber mit einer anderen Frau als seiner eigenen aus (mit der Frau seines besten Freundes). Der zweite Kandidat, Governeur Mark Sanford, der engagiert gegen vor- und außerehelichen Sex, gegen gesetzliche Rechte für Homosexuelle eintritt und für die Heiligkeit der Ehe kämpft, verschwand eine Woche von der Bildfläche mit ausgeschaltetem Handy, um bei seiner Maria in Buenos Aires eine vergnügliche Liebeswoche zu genießen. Angeblich war er auf Wanderschaft in den Bergen. Die Parteiführung der Republikaner versicherte dem Gouverneur, "dass wir für dich beten". So sieht es also mit den hochgehaltenen Familienwerten dieser konservativen Partei aus. Sogar unter noch verbliebenen Anhängern wird auch von der "Partei der Heuchler" gesprochen.Ich bezweifle exemplarisch anhand solcher Beispiele, ob irgendein religiöser Glauben Menschen besser macht.
Solche Leute müssen wohl extrem am Symptom einer gespaltenen Persönlichkeit leiden. Es ist wohl als äußerst heuchlerisch zu bezeichnen, wenn man anderen eine strenge moralische Ordnung vormacht und sie selbst mit Füßen tritt. Solche Zeitgenossen haben wohl kein Recht anderen moralische Ratschläge zu erteilen und man kann sie nicht achten.

Mittwoch, 11. März 2009

Besser mit (Mitte)-Rechts Regierung?

Vorausschicken möchte ich für Nicht-Südtiroler,
dass im Jahr 2008 ex-Ministerpräsident Prodi durch den Medienzar Berlusconi (ein Unikum in Europa, da niemand dort Ministerpräsident als Medientycoon werden dürfte) abgelöst wurde, da Prodi durch den Abfall einer kleinen Partei die schon hauchdünne Mehrheit verlor. Prodi hatte stets ein offenes Ohr für Südtirol, wie überhaupt alle Mitte-Links Regierungen in Italien. Auch in Südtirol sägte man von Seiten der SVP (Südtiroler Volkspartei) eifrig am Stuhl Prodis, da vor allem Wirtschaftskreise, aber auch militante katholische Kreise (Prodi ist bekennender Katholik) mit dem Kurs nicht zufrieden waren.
Dabei stießen sich die Wirtschaftskreise vor allem an der strengeren Steuergesetzgebung. Den militanten katholischen Kreisen waren vor allem die geplante Gleichstellung der Homosexuellen und die Ausstattung mit mehr Rechten ein Dorn im Auge. In jüngster Zeit dachte der zuständige Minister Calderoli von der Lega Nord laut darüber nach, dem Land Südtirol zwei Milliarden Euro zu streichen. Das war für mich Anlass den untenstehenden Leserbrief zu schreiben und dem meistgelesenen „Tagblatt der Südtiroler“ „Dolomiten“ zuzusenden. Leider wurde der Brief noch nicht veröffentlicht, weil anscheinend eine steigende Anzahl von Leserbriefen nur mehr ein selteneres Erscheinen der Leserbriefe erlaubt, wie mir von Seiten der Leserbrief-Redaktion am 10.03.2009 mitgeteilt wurde. In einer ersten e-mail hieß es, dass Leserbriefe nur mehr einmal im Monat erscheinen dürfen. In einer nachfolgenden e-mail wurde mir dann doch zugesagt, dass ich 14-tägig schreiben dürfte.
Der Brief wurde inzwischen am 18.03.2009 veröffentlicht.

Veröffentliche daher den Leserbrief inzwischen hier:

Besser mit (Mitte)-Rechts Regierung?

Na, wie ist die SVP jetzt zufrieden mit der (Mitte)-Rechts Regierung? Vor allem die Wirtschaftskreise (aber nicht nur diese) innerhalb der SVP konnten es ja kaum erwarten dem ex-Regierungschef Prodi einen Fußtritt zu verpassen und ihn in die Wüste zu schicken, allen voran Sen. Frau Helga Thaler Außerhofer. Jetzt gingen die großen Ängste um, als Lega-Minister Calderoli die Verweigerung von Riesenbeträgen in Aussicht stellte (oder noch stellt?). Der Wind aus Rom bläst eben bei einer (Mitte)-Rechts Regierung schärfer.Jetzt wurde man flugs beim österreichischen Außen-Min. Spindelegger vorstellig um über das böse Rom zu klagen.Vor allem wegen der Lockerung der Steuergesetzgebung erhofften sich Wirtschaftskreise einen großen Vorteil für sich. Ob es für die große Mehrheit Nachteile mit sich bringt, die Autonomie Schaden erleidet, war gleichgültig oder höchstens nebensächlich, sozusagen ein in Kauf zu nehmender Kollateralschaden. Und wie geht es der Wirtschaft in Italien jetzt? Lange schon vor der Finanzkrise waren die Wirtschaftsdaten von Cav. Berlusconi katastrophal. Von den Wirtschaftsdaten des Wirtschafts-Professors Prodi kann jetzt nur noch geträumt werden.