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Die sedierte Gesellschaft
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Es werden von Hausärzten und Psychiatern viel zu leichtfertig
Psychopharmaka verschrieben, zum Beispiel an Kinder Ritalin
(Zappelphilipp-Syndrom) Antidepressiva an Erwachsene. Es besteht eine
unheilige Allianz zwischen Pharmaindustrie, Hausärzten und Psychiatern.
Hier eine gute Buchrezension

Immer mehr Menschen weltweit nehmen Psychopharmaka, schon
Dreijährigen wird Ritalin verschrieben, immer neue psychische
Krankheiten werden erfunden, um den Absatzmarkt für Psychopharmaka zu
erhöhen, legale Drogen auf Rezept, mit gravierenden Nebenwirkungen und
Suchtpotenzial. In „Die sedierte Gesellschaft – wie Ritalin, Antidepressiva und Aufputschmittel uns zu Sklaven der Leistungsgesellschaft machen“ zeichnet
die Autorin und Diplom-Psychologin Lena Kornyeyeva das düstere Bild
einer Gesellschaft, die zunehmend durch Psychopillen beeinflusst wird.
Mein Buch liefert die Beschreibung einer sedierten, stimulierten und bewusstseinsveränderten Gesellschaft,
erklärt die Autorin in der Einleitung und macht die paradoxe
Situation aufmerksam, dass sogenannte illegale Drogen wie Cannabis und
Heroin vom Staat bekämpft werden, dass die Verschreibungen legaler
Drogen wie Psychopharmaka aber seit Jahren zunehmen.
Dabei waren viele heute illegale Drogen einst ebenfalls Medikamente.
Heroin war einst ein Hustensaft, Methamphetamin gehörte Ende des 19.
Jh. zu den ersten synthetisch hergestellten Drogen und wurde als
Pervitin massenhaft verabreicht. Im Zweiten Weltkrieg marschierten die
Soldaten unter seiner Wirkung und auch Adolf Hitler soll sich jeden Tag
eine Spritze mit dem „Wunderwachmacher“ geben lassen haben.
Der Zweite Weltkrieg war ein Krieg unter Amphetaminen und Methamphetaminen,
schreibt Lena Kornyeyeva, später vom Doping entdeckt.
Ritalin, das „Kinder-Kokain“ erfreut sich heute besonderer Beliebtheit
unter den Studenten, die seine konzentrationsfördernde Wirkung für sich
entdeckt haben. Dabei ist die Diagnose ADHS, für die es verschrieben
wird, mehr als umstritten. Angeblich sollen bis zu 8 Prozent aller
deutschen Schüler unter dem „Zappelphilipp-Syndrom“ leiden, mit Ritalin
werden sie ruhigstellt, verlieren Neugier, Entdeckungslust und werden zu
braven Klassenkameraden.
Was für die Kinder gilt, gilt auch für Erwachsene. Lena Kornyeyeva
berichtet aus ihrer Praxis, wie viele Patienten mit dem wachsenden
Leistungsdruck der Gesellschaft zu kämpfen haben. Sie leiden unter
Angst, innerer Leere, Antriebslosigkeit. Statt die Probleme in der
Familie oder im Job zu lösen, werden ihnen aufgrund einiger weniger
Symptome Psychopharmaka verschrieben – deren Nebenwirkungen es in sich
haben: Suizidgedanken, Nierenversagen, selbstverletzendes Verhalten,
epileptische Anfälle, Hirnblutungen. Doch Psychopharmaka helfen nicht,
sie unterdrücken Gefühle wie Angst oder Trauer nur. Schlimmer noch: Sie
verändern das Gefühlsleben und die Wahrnehmung der Menschen, die sie
einnehmen, ohne dass diesen dieser schleichende Prozess bewusst wird.
Welche drastischen Auswirkungen diese innere Entfremdung haben kann,
wird bisher in der öffentlichen Wahrnehmung kaum diskutiert – so listet
die Seite www.ssristories.com
zahlreiche Fallbeispiele von Suiziden und Amokläufen auf, die mit der
Einnahme von Antidepressiva in Zusammenhang stehen.
Antidepressive
werden zunehmend zur „Volksdroge“ – dank der erfolgreichen PR-Strategie
der Pharmaunternehmen. Diese haben zum Beispiel auch die Geschichte vom
angeblichen Ungleichgewicht der Neurotransmitter im Gehirn in Umlauf
gebracht – ein Ungleichgewicht, das durch Psychopharmaka korrigiert
würde. Tatsächlich sind die Kreisläufe im Gehirn so komplex, das jeder
Eingriff von außen bisher noch ungeahnte Folgen haben kann.
Lena Kornyeyevas Buch will wachrütteln – im wahrsten Sinne des Wortes. Sie
fordert, den Blick weg von der vermeintlichen schnellen Lösung durch
Psychopharmaka zu nehmen, hin zu den Problemen unserer
Leistungsgesellschaft, in der alte Menschen vorm Fernseher vereinsamen
und junge schon mit Mitte zwanzig einen Burn-Out haben. Was „normal“ und
was „krank“ ist, wird immer wieder neu definiert. Kann es Ziel unserer
Gesellschaft sein, schon Erstklässler mit Ritalin ruhigzustellen und
allen Konflikten mit Antidepressiva und Beruhigungsmitteln aus dem Weg
zu gehen?
http://diefreiheitsliebe.de/allgemein/buchrezension-die-sedierte-gesellschaft-von-lena-kornyeyeva#more-26271
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Damit die Leistung stimmt,
schlucken Kinder Ritalin; Studenten betreiben Hirndoping, und wer im Job
überfordert ist, nimmt Antidepressiva. Inzwischen sind in Deutschland
mehr als achtmal so viele Menschen von verschreibungspflichtigen
Medikamenten abhängig wie von illegalen Drogen. Lena Kornyeyeva erklärt,
warum Wirtschaft und Politik gleichermaßen davon profitieren, und
schildert erschreckende Fallbeispiele aus ihrem Alltag als Psychologin.
Sind wir dabei, das Beste und Wertvollste aufzugeben, was wir besitzen:
unseren Verstand?
http://www.randomhouse.de/Presse/Paperback/Die-sedierte-Gesellschaft/Lena-Kornyeyeva/pr446231.rhd?mid=2&showpdf=false&per=528975&men=792&pub=30000#tabbox
Gruß Hubert
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