Donnerstag, 23. Februar 2017

Die Gräueltaten der kroatischen Ustascha

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Die Gräueltaten der kroatischen Ustascha werden bis heute mehr oder weniger verschwiegen, wie immer, wenn auch die Kirche mit im Spiel ist. Im 2. Weltkrieg kamen in Kroatien 750.000 Serben durch die Ustascha um.  Die Ustascha-Miliz war ein der Waffen-SS vergleichbaren Kampfverband.
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Hier ein Auszug aus gegen-die-kirche.eu
Überall rief man die Orthodoxen zur Konversion auf. »Wenn ihr zur katholischen Kirche übergetreten seid«,
versprach Bischof Aksamovic von Djakovo, »werdet ihr in euren Häusern in Frieden gelassen werden«. Ein paar hunderttausend konvertierten, noch mehr starben durch die Ustascha-Miliz, einen der Waffen-SS vergleichbaren Kampfverband, der jedoch auch als eine Art politischer Polizei fungierte.
In Mostar, Herzegowina, wurden Hunderte von Serben zur Neretva getrieben, mit Draht aneinandergebunden, erschossen und in den Fluß geworfen. Ahnlich endeten Serben in Otoka in der Una, in Brcko in der Save.
[…]
Als der vom Papst gesegnete Pavelic am 26.Juni 1941 den katholischen Episkopat in Audienz empfing
und Erzbischof Stepinac »von ganzem Herzen Ehrerbietung« bezeugte, auch »ergebene und treue Mitarbeit für die strahlendste Zukunft unseres Vaterlandes« versprach, hatte das katholische Kroatien innerhalb von sechs Wochen schon drei orthodoxe Bischöfe, mehr als hundert orthodoxe Priester und Mönche samt 180 000 Serben und Juden ermordet. Bereits im nächsten Monat machten die Ustaschen, »Furien der Unterwelt«, »verkörperte Teufel«, in Gefängnissen, Kirchen, auf Straßen und Feldern über 100 000 serbische Männer, Frauen und Kinder nieder. Die Kirche von Glina in Bosnien wurde in einen Schlachthof verwandelt.
»Das Blutbad dauerte von abends 10 Uhr bis morgens 4 Uhr und ging acht Tage weiter. Die Uniformen der Schlächter mußten gewechselt werden, weil sie vom Blute durchnäßt waren. Man findet später aufgespießte Kinder mit noch vor Schmerz gekrümmten Gliedern.« Die Initiatoren des Gemetzels: der aus Glina stammende Justizminister Dr. Mirko Puk und der Prior des Franziskanerklosters von Cuntic, Hermenegildo alias Castimir Hermann. Und wie in Glina, so diente in Bernic die serbische Kirche als Gefängnis und Hinrichtungsstätte für orthodoxe Männer und Frauen. Üblich waren Massenexekutionen, wobei man den Opfern die Kehle durchschnitt, sie manchmal vierteilte, auch Stücke ab und zu in Metzgerläden hing, Aufschrift: »Menschenfleisch«.
Es geschahen Grausamkeiten, neben denen die Untaten deutscher KZ-Schergen beinah verblassen. Die Ustaschen liebten Folterspiele bei nächtlichen Orgien, bohrten glühende Nadeln unter die Fingernägel, streuten Salz in offene Wunden, verstümmelten alle möglichen Körperteile und ermittelten im edlen Wettstreit, wer am besten einen Hals durchschnitt. Sie zündeten Kirchen voller Leute an, pfählten Kinder in Vlasenika und Kladany, säbelten mit Vorliebe Nasen und Ohren ab, stachen die Augen aus. Die Italiener fotografierten einen Ustaschen, um dessen Hals zwei Ketten aus menschlichen Zungen und Augen hingen. Der mittelalterliche Kreuzzugsterror schockierte selbst die italienischen Faschisten. Sie verbreiteten massenhaft Flugzettel gegen die kroatische Regierung, putschten teilweise die Serben dagegen auf, ja, schützten diese da und dort, ebenso die Juden. Insgesamt schätzte man die Zahl der durch italienische Truppen geretteten Menschen auf 600 000, darunter auch einige tausend vor Ustaschen und Nazis geflüchtete Juden.
Sogar die Deutschen jedoch protestierten, Diplomaten, Militärs, Parteileute, selbst der Sicherheitsdienst der SS.
Sie sandten ihre »erschütternden« Meldungen ans Oberkommando der Wehrmacht, ans Auswärtige Amt, ans Reichssicherheitshauptamt, ins Führerhauptquartier, sie geißelten den »Terror der Ustascha«, den »ungeheuren Terror der Ustascha«, berichteten immer wieder über »zweifellos in großer Menge vorkommende Morde und Brandtaten«, »wahrhaft entsetzliche Vorgänge«, die »sinnlose Abschlachtung der serbischen Bevölkerung«, »Greueltaten… auch an wehrlosen Greisen, Frauen und Kindern in der bestialischsten Weise«, »wieder neue Greueltaten«, wobei manche, wie der Vertreter des deutschen Gesandten in Zagreb, Gesandtschaftsrat von Troll-Obergfell, »das ganze Material… durch Fotos teilweise« belegten.
Am 17. Februar 1942 berichtet der wohl kaum großer Empfindlichkeit verdächtige Chef der Sicherheitspolizei und des SD dem Reichsführer SS: »Die von den Kroaten niedergemetzelten und mit den sadistischsten Methoden zu Tode gequälten Pravoslaven müssen schätzungsweise auf 300 000 Menschen beziffert werden… Zu bemerken ist hierbei, daß letztlich die katholische Kirche durch ihre Bekehrungsmaßnahmen und ihren Bekehrungszwang die Ustascha-Greuel forciert hat, indem sie auch bei der Durchführung ihrer Bekehrungsmaßnahmen sich der Ustascha bedient… Tatsache ist, daß in Kroatien lebende Serben, die sich zur katholischen Kirche bekannt haben, unbehelligt wohnen bleiben können… Daraus ist ersichtlich, daß der kroatisch-serbische Spannungszustand nicht zuletzt ein Kampf der katholischen Kirche gegen die pravoslavische Kirche ist.«
Und der Oberbefehlshaber Südost, Generaloberst Alexander Löhr, der am 27. Februar 1943 vom Oberkommando der Wehrmacht nachdrücklich die Einsetzung eines anderen Regimes in Kroatien verlangt, kann sogar mitteilen, daß »bei den Terrorakten der Ustascha gegen die pravoslawische Bevölkerung… nach Ustascha-Angaben etwa 400 000 ermordet sein sollen«. Eine von Hitler angeforderte, am 1. Oktober 1942 übersandte gemeinsame Denkschrift des deutschen Gesandten in Zagreb, Siegfried Kasche (nach Kriegsende hingerichtet) sowie des Generals in Zagreb, Glaise von Horstenau (durch Selbstmord geendet), und des Oberbefehlshabers Südost, Generaloberst Löhr (gleichfalls hingerichtet), empfahl einerseits, den Pavelic-Staat vorbehaltlos zu unterstützen, andererseits aber darauf zu dringen, daß Regierung und Ustascha »von der Auffassung abrücken, daß sie alle Pravoslaven (Serben) im kroatischen Staatsgebiet ausrotten wollen«. Ja, das Oberkommando der Wehrmacht riet schließlich Hitler, mit dem Regime zu brechen.
Zuletzt befahl sogar Ribbentrop dem deutschen Gesandten in Zagreb, »sich sofort beim Poglavnik zu melden«,
und das stärkste Befremden der Reichsregierung auszudrücken wegen »ungeheurer Ausschreitungen« der Ustascha, »verbrecherischer Elemente«.
  • Und als Sonderbevollmächtigter Neubacher wiederholt im Führerhauptquartier »wahrhaft entsetzliche Vorgänge in meiner kroatischen Nachbarschaft« zur Sprache brachte, entgegnete selbst Hitler, er habe dem Poglavnik »auch gesagt, daß man eine solche Minderheit nicht einfach ausrotten kann: sie ist zu groß«!
  • Ja, Hitler meinte: »Ich werde mit diesem Regime schon einmal Schluß machen – aber nicht jetzt!«
Hatte er doch auch zynisches »Verständnis« für die Gemetzel und war, wider allen Vorstellungen der auf »Ordnung« und »Befriedigung« bedachten Besatzer, dagegen, »dem Treiben der Kroaten gegen die Serben… in den Arm zu fallen«. »Das Reich arbeitet weiter mit dem Poglavnik und seiner Regierung«, entschied Hitler Anfang September 1943 – womit er, wenn auch aus anderen Gründen (gerade die kolossalen Greuel des Ustascha-Staates banden diesen bis zuletzt an ihn!), sich wieder einmal in schönster Übereinstimmung mit dem hohen kroatischen Klerus und Papst Pius XII. befand.Denn die Taten der Ustascha waren Taten der katholischen Kirche, weit weniger biologisch, durch die Rasse, als geradezu hyperkonfessionell bedingt. Wollte man ja gleichsam das alte kroatische Vasallenreich des Papstes wiederherstellen, alle glaubensfremden Elemente ausmerzen und ein »reines Volk« haben. Schon das Statut, das die Ustascha dem Staat gab, sah den »Schwerpunkt der moralischen Kraft des kroatischen Volkes… in dem geordneten religiösen und familiären Leben«, hielt zum Werk des Aufbaus »nur ehrenhafte und moralisch unverdorbene Männer für geeignet«, die »Atheismus, Gotteslästerung und zotige Reden« bekämpfen.[…]

Besondere »Verdienste«, laut Erzbischof Stepinac, errangen bei der Ausrottung der Orthodoxen die Söhne des hl. Franz von Assisi. Franziskanerklöster hatten der Ustascha schon lang als Waffenlager gedient. Franziskaner fungierten als Berater in der Umgebung des Pavelic, wie der Organisator der Ustaschen, Pater Radoslav Glavas, der täglich bei Pavelic Zutritt hatte und 1945 durch ein Kriegsgericht zum Tod verurteilt wurde. Franziskaner waren Feldprediger, wie Pater Simic, der am 21. Mai 1941 in Knin auf die Frage des italienischen Kommandeurs der »Sassari-Division« nach den Richtlinien seiner Politik erklärte: »Alle Serben in möglichst kurzer Zeit zu töten.« Und als der General seinen Ohren nicht traute und bat, das zu wiederholen, wiederholte der Pater prompt: »Alle Serben in möglichst kurzer Zeit zu töten. Das ist unser Programm.«Für viele kroatische Franziskaner waren die orthodoxen Serben Schlachtvieh und Devisen maßgebend wie die des Außenministers Mladen Lorkovic, »daß das kroatische Volk alle die ausländischen Elemente, die seine Kräfte schwächten, vernichten muß, diese Elemente sind die Serben und die Juden«. Der Franziskaner Berto Dragicevic vom Kloster Siroki Brijeg kommandierte, unterstützt von seinen Ordensbrüdern Ante Cvitkovic und Andrija Jelicic, die Ustaschen der Gegend.
Pater Augustino Cievola vom Franziskanerkloster Split erschien in den Straßen mit einem Revolver und trieb das Volk zur Liquidierung der Orthodoxen. Franziskaner betätigten sich als Henker in Konzentrationslagern, die im »Unabhängigen Staat Kroatien« nur so aus dem Boden schössen, in Jasenovac, Jadovno, Pag, Ogulin, Jastrebarsko, Koprivnica, Krapje, Zenica, Stara Gradiska, Djakovo, Lobograd, Tenje, Sanica etc. Selbst Kinder wurden dort zu Tausenden geschlachtet. Man schuf sogar eigene Konzentrationslager für sie: in Lobor, Jablanac, Mlaka, Brocice, Ustice, Sisak, Gornja Rijeka u.a. 1942 steckten allein in Jasenovac etwa 24 000 Kinder; die Hälfte davon wurde ermordet. Dann freilich fand man es nützlicher, Kinder zu schonen. Nachdem ihre Eltern meist beseitigt waren, nahm sich die »Caritas«, der Erzbischof Stepinac präsidierte, der Elternlosen an (»Lasset die Kleinen zu mir kommen…«) und machte sie zu Katholiken, ja, zu Priestern der alleinseligmachenden Kirche – und ungezählte ahnen nicht, welchem Schicksal sie dies »verdanken«.

Das »Todeslager« von Jasenovac am Ufer der Save, das kroatische Auschwitz, worin etwa 200 000 Serben und Juden umkamen, hatte zeitweise den Franziskaner Miroslav Filipovic-Majstorovic zum Kommandanten.

Und Franziskaner und Geistliche unterstützten ihn: Brkljanic, Matkovic, Matijevic, Brekalo, Celina, Lipovac u.a. In vier Monaten wurden in Jasenovac, berüchtigt wegen seiner Massenenthauptungen, unter Leitung des Franziskanerpaters Filipovic, 40 000 Menschen liquidiert – »nicht wenige dank seiner persönlichen Darbietungen als >zauberhaft< geschickter Würger«. Doch dürfte den 1945 hingerichteten »Bruder Teufel« der Franziskaner-Stipendiat Brzica noch übertroffen haben, der in Jasenovac in einer Nacht, am 29. August 1942, 1360 Menschen mit einem Spezialmesser köpfte. Edmond Paris, der eine »schreckliche Litanei« von Verbrechen gerade der Franziskaner aufzählt, meint, sie könnte »unendlich verlängert werden«.
Nach dem Zusammenbruch des »Gottesreiches« wurden nicht zufällig gerade ausländische Franziskanerklöster die Zufluchtsstätten der Massenmörder, in Österreich Klagenfurt, in Italien Modena, doch auch in Frankreich. »Alle diese Klöster verbargen die geflüchteten Ustaschis. Überall fanden diese Verbrecher kirchliche Hilfe und Beistand. Das war nur zu verständlich, denn die >Taten< der Ustaschis waren Taten der Kirche.«
Hier weiterlesen:

Die Gräueltaten der kroatischen Ustascha

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Karlheinz Deschner über die Gräueltaten der kroatischen Ustascha




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Kroatiens Schatten der Vergangenheit | Fokus Europa 

 



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Siehe auch:
Im Oktober 1998 hat Papst Johannes Paul II. den kroatischen Kardinal Alojzije Stepinac (1898-1960) zum Märtyrer erklärt und seliggesprochen. Im faschistischen Ustascha-Kroatien spielte der Kardinal jedoch eine unselige Rolle.

https://hubwen.wordpress.com/2016/02/29/kardinal-stepinac-und-die-ustascha-auch-ein-seliggesprochener/

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Gruß Hubert

Montag, 20. Februar 2017

Vatikan und italienischer Faschismus

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Es ist unfassbar mit welcher Unverfrorenheit heute die katholische Kirche behauptet, sie hätte gegen Hitler und Mussolini Widerstand geleistet, wenn man sich das Verhalten der Kirche unter diesen beiden Regimes anschaut. Beide Regimes wurden voll unterstützt und die Soldaten dazu angehalten ihre Pflicht im Dienste der Führer mit vollem Einsatz und mit Tapferkeit zu erfüllen. In ihrer autoritären Ausrichtung ähneln sich ja Kirche und Faschismus.
Man braucht sich nur diesen Abschnitt anzusehen.

„Noch am 12. Januar 1938 empfing Mussolini 72 Bischöfe und 2340 Pfarrer im Palazzo Venezia,
wo der Erzbischof Nogara in einer Rede Gott bat, dem Duce in allen Schlachten beizustehen zum Gedeihen des christlichen Italien.
Unmittelbar nach Nogara ergriff der Pfarrer Menossi das Wort: »Exzellenz! Die Priester Italiens flehen auf Ihre Person, auf Ihr Werk als des Wiederherstellers Italiens und Gründers des Reiches, auf die faschistische Regierung den Segen des Herrn und einen ewigen Glorienschein römischer Weisheit und Tugend herab, heute und immerdar. Duce! Die Diener Christi, die Pater des Landvolkes erweisen Ihnen ergeben Ehre. Sie segnen Sie. Sie beteuern Ihnen Treue. Mit frommer Begeisterung, mit der Stimme und dem Herzen des Volkes rufen wir: Heil Duce!« Worauf alle Bischöfe und Priester in den Schrei ausbrachen: »Duce! Duce! Duce!«.“
 
http://www.gegen-die-kirche.eu/geschichte-der-kirche/item/die-christlichen-kirchen-und-der-faschismus.html

Unglaublich auch die Wandlung von Mussolini innerhalb nur eines Jahres. Aber es war wohl in erster Linie Berechnung, weil er die Katholiken hinter sich bringen wollte.

Aus deschner.info
„Zwar war Mussolini ursprünglich viel kirchenfeindlicher als Hitler; er hatte die Schrift «Es gibt keinen Gott» und den Roman «Die Mätresse des Kardinals» verfaßt, dem Christentum einen gnadenlosen Kampf angekündigt und noch 1920 Religion Unsinn, religiöse Menschen krank genannt, auf die Dogmen gespuckt und beteuert: «Mit den Beschimpfungen der Pfaffen schmücke ich mich wie mit einem duftenden Blumenkranz.» Doch schon 1921 rühmte er den Vatikan und die von ihm ausstrahlende universelle Idee des Katholizismus derart, daß Kardinal Achille Ratti von Mailand ein Jahr vor seiner Papstwahl jubelte: «Mussolini macht schnelle Fortschritte und wird mit elementarer Kraft alles niederringen, was ihm in den Weg kommt. Mussolini ist ein wundervoller Mann. Hören Sie mich? Ein wundervoller Mann!» Und als Ratti am 5. Februar 1922 im vierzehnten Wahlgang Papst Pius XI. wurde, eilte Mussolini auf den Petersplatz, pries erneut «die Universalität des Papsttums» und kurz darauf brieflich auch den Papst als «einen Mann von umfassender historischer, politischer und philosophischer Bildung, der viel im Ausland gesehen hat und der die Situation Osteuropas gründlich kennt…“

Tatsächlich hatte die Zusammenarbeit der Kirche mit den Faschisten schon vor dem berühmten «Marsch auf Rom» begonnen. Man verstand sich früh, bekämpfte schließlich gemeinsam Kommunisten, Sozialisten, Liberale, regierte auf beiden Seiten autoritär und witterte in einem Bündnis große Vorteile.
Bereits am 22. Oktober 1922 forderte der Vatikan den italienischen Klerus auf, sich nicht mit dem (eindeutig faschistenfeindlichen) Partito Popolare, der katholischen Partei, zu identifizieren, sondern neutral zu bleiben, was eine offensichtliche Unterstützung Mussolinis bedeutete, der am 28. Oktober die Macht übernahm und am 20. Januar 1923 mit dem Kardinalstaatssekretär Gasparri geheime Besprechungen zu führen begann.
Der Vatikan verpflichtete sich zur Ausschaltung der katholischen Partei, da er von den Faschisten eine viel radikalere Bekämpfung der gemeinsamen Gegner erwarten konnte. Mussolini seinerseits sicherte deren Beseitigung und die Wahrung der kirchlichen «Rechte» zu.
Von nun an kollaborierte man immer enger und profitierte dabei wechselseitig. 

 Mussolini, der zwar im Grunde seines Herzens Atheist blieb, sogar seine Reden gelegentlich mit antikatholischen und antipäpstlichen Spitzen versah, hob nun bald Presse- und Versammlungsfreiheit auf, führte den Religionsunterricht wieder ein, gab beschlagnahmte Kirchen und Klöster frei und beschützte die Prozessionen. Nicht zuletzt sanierte er die Finanzen des Heiligen Stuhles. Rettete er doch den «Banco di Roma», dem die Kurie und mehrere ihrer Hierarchen hohe Summen anvertraut hatten, auf Kosten des italienischen Staates mit ungefähr 1,5 Milliarden Lire vor dem Bankrott. Kardinal Vannutelli, Dekan des sogenannten Heiligen Kollegiums, erklärte daraufhin, Mussolini sei «auserwählt zur Rettung der Nation und zur Wiederherstellung ihres Glückes».
Der Vatikan erwies sich nicht als undankbar. Er schränkte den Einfluß des antifaschistischen Partito Popolare immer mehr ein, befahl dessen Führer, dem sizilianischen Geistlichen Sturzo, den Rücktritt und schließlich sogar das Ausscheiden aller Priester aus der katholischen Partei, was ihrer Auflösung gleichkam. Der Papst protestierte nicht einmal, als Mitglieder dieser Partei, darunter Priester, durch Faschisten überfallen und umgebracht wurden. Er protestierte erst recht nicht gegen die Ermordung einiger tausend Kommunisten und Sozialisten. Und selbst als der erbittertste Gegner Mussolinis, der junge Strafrechtslehrer und Sozialistenführer Giacomo Matteotti, der sein gesamtes großes Vermögen armen Bauern seiner Provinz gegeben hatte, von Faschisten verschleppt und bestialisch ermordet wurde, als die Entrüstung in Italien außerordentlich war und man vom König Mussolinis Absetzung forderte, sogar da stellte sich Pius XI. wiederum auf dessen Seite und verkündete am 20. Dezember 1926 aller Welt: «Mussolini wurde uns von der Vorsehung gesandt.»
 
In diesem Jahr nämlich, in dem der Papst endgültig die katholische Partei preisgab, wurden die Liberalen und Sozialisten, die eben noch über fünfzig Prozent aller Stimmen erhalten hatten, verboten, ihre Zeitungen unterdrückt, ihre Führer verhaftet und sämtliche Rechtsgarantien abgeschafft. Vor allem aber begannen jetzt jene Verhandlungen, die schließlich zum engsten Bündnis von Vatikan und Faschismus, zur Lösung der «Römischen Frage» führten, zu den Lateranverträgen. Denn hatte Mussolini mit Hilfe des Papstes die Diktatur erreicht, sollte nun auch der Papst auf seine Kosten kommen.
Jahrelang konferierte man geheim und meist bei Nacht: auf faschistischer Seite Staatsrat Domenico Barone, nach dessen Tod Mussolini selbst; auf vatikanischer Seite ein Bruder des späteren Papstes Pius XII., der Konsistorialadvokat Francesco Pacelli, der großen Anteil am Zustandekommen der Verträge hattet.

Die am 11. Februar 1929 unterzeichneten Lateranverträge steigerten einerseits das Ansehen der Faschisten außerordentlich, wie bald darauf das Konkordat mit Hitlerdeutschland das Prestige der Nazis, andererseits brachten sie der römischen Kurie gewaltige Vorteile. Zwar verzichtete sie endgültig auf die Wiederherstellung des Kirchenstaates und erkannte das Königreich Italien mit Rom als Hauptstadt an. Dafür aber erhielt der Papst uneingeschränkte Vollmacht auf dem Gebiet der Città del Vaticano sowie als Abfindung die ungeheure Summe von einer Milliarde in Staatspapieren und 750 Millionen Lire in bar – «das Kapital einer Weltbank», wie damals Francesco Nitti, der ehemalige italienische Ministerpräsident und frühere Professor der Finanzwissenschaft in Neapel, schrieb. «Ich bin der einzige Mensch», so führte Nitti weiter aus, «der außerhalb des Vatikans die finanzielle Lage der Kirche kennt. Ich besitze selbst Dokumente über ihre genauen Ausgaben und Einnahmen. Ich war Schatzminister während des Krieges, als die Einnahmen der verschiedenen Fonds kontrolliert wurden. Ich war Ministerpräsident, als die Kapitalsteuer eingeführt wurde. Ich habe kein Recht, Urkunden zu veröffentlichen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind; wohl habe ich das Recht zu sagen, daß diese Entschädigung, die ohne Vorgang in der ganzen Geschichte ist, absolut unerklärlich ist.»

Da außerdem in einem Konkordat der Katholizismus Staatsreligion, die Scheidung unmöglich, der Religionsunterricht obligatorisch und alle antikirchliche Aufklärung verboten wurde, ja der Staat sich verpflichtete, seine ganze Gesetzgebung mit dem kanonischen Recht abzustimmen, war die Kapitulation des Faschismus nahezu vollkommen und die geistige Unabhängigkeit Italiens abgeschafft. Die Kurie triumphierte. Nicht nur fanden in allen größeren Städten Italiens im Beisein prominenter Prälaten, Parteiführer und Militärs besonders feierliche Gottesdienste statt, bei denen die Bischöfe Mussolini und den Papst verherrlichten, sondern dieser selbst rühmte am 13. Februar 1929 Mussolini wieder einmal als den Mann, «den uns die Vorsehung gesandt hat».

Kein Wunder, wenn die gesamte katholische Welt jubelte, nicht zuletzt das gläubige Deutschland, wo die katholische Presse die Verbrüderung von Vatikan und Faschismus als die «Stunde Gottes» pries, als «das größte und glücklichste Ereignis, das die Weltgeschichte seit einem Jahrhundert erlebt» hat, und Mussolini den Zerschneider des gordischen Knotens nannte, – das «Feuer des guten Willens», den «Genius der Politik» und dergleichen mehr. Auch Adolf Hitler, der damals geradezu seherisch die Zeit nahen fühlte, «da der Papst es begrüßen wird, wenn die Kirche vor den Parteien des Zentrums durch den Nationalsozialismus dereinst in Schutz genommen werden wird», schien nicht minder glücklich als sein späterer Gefolgsmann Kardinal Faulhaber, der die Verträge als «Gottestat» feierte, oder der Oberbürgermeister von Köln, Konrad Adenauer, der Mussolini in einem Glückwunschtelegramm versicherte, sein Name werde in goldenen Buchstaben in die Geschichte der katholischen Kirche eingetragen.
[…]

Überfall auf Abessinien
Seit 1933 hatte Mussolini den Überfall heimlich vorbereitet; wie Hitler, wollte auch er «Raum». Zwar war die Raumnot keineswegs sehr groß, gab es doch in Italien noch sehr viel unbebautes Land, das aber den Großgrundbesitzern und der Kirche gehörte – mit beiden durften es die Faschisten nicht verderben. So führte man den Krieg gleichsam als eine Art «Agrarreform».

Während fast die ganze Welt die Aggression verdammte, unterstützte die katholische Kirche, besonders der hohe italienische Klerus, Mussolini. Selbst ein katholischer Autor gestand später: «Die gesamte Welt verdammte Mussolini, ausgenommen der Papst.» Am 27. August 1935, als die Kriegsvorbereitungen in Italien auf Hochtouren liefen, belehrte Pius Xl. (eingeflochten in viele Aufrufe zum Frieden) die Gläubigen und die Welt, ein Verteidigungskrieg zum Zwecke der Expansion einer wachsenden Bevölkerung könne gerecht und richtig sein. Ganz logisch erschlossen die katholischen Zeitungen aus dieser Papstrede ein «Naturrecht» Italiens auf den Krieg, «ein Anrecht», um mit der katholischen Wiener «Reichspost» zu sprechen, «auf die Durchführung einer abessinischen Expansion». Und die vatikanische Jesuitenzeitschrift Civiltà Cattolica, eine der bedeutendsten Zeitschriften der Kirche und seit über hundert Jahren gleichsam die offizielle Stimme der «Gesellschaft Jesu», kam zu dem Schluß, daß die katholische Moraltheologie durchaus nicht jede gewaltsame Wirtschaftsausdehnung verurteile. Vielmehr dürfe ein Staat, der seine Hilfsmittel erschöpft und alle friedlichen Wege versucht habe, sich im Falle äußerster Not «durch gewaltsame Eroberung sein Recht nehmen».

Nur wenige Tage nach der Papstrede, vier Wochen vor Kriegsausbruch, feierte der Kardinallegat beim nationalen Eucharistischen Kongreß Mussolini wieder als den «Mann der Vorsehung», und neunzehn Erzbischöfe und 57 Bischöfe sandten ihm ein im Osservatore Romano veröffentlichtes Telegramm, worin es heißt: «Das katholische Italien betet für die wachsende Größe seines geliebten Vaterlandes, das durch Ihre Regierung einiger denn je ist.» Während freilich das Volk durchaus nicht die Kriegsbegeisterung der hohen faschistischen und kirchlichen Führer teilte, förderten nach der Untersuchung eines amerikanischen Gelehrten der Harvard Universität wenigstens sieben italienische Kardinäle, 29 Erzbischöfe und 61 Bischöfe den faschistischen Überfall sofort, unter ihnen auch der Kardinalstaatssekretär. «Pacelli», so schrieb am 3. März 1939 Graf du Moulin, Leiter des Referates für Angelegenheiten des Vatikans im deutschen Auswärtigen Amt, «ist stets für ein gutes Verhältnis zu Mussolini und zum faschistischen Italien eingetreten. Insbesondere hat er im Abessinien-Konflikt die nationale Haltung des italienischen Klerus gefördert und unterstützt».
[…]
Der Erzbischof von Mailand, Kardinal Schuster, einer der wildesten Faschisten, dessen Seligsprechungsprozeß man unter Pius XII. betrieb, segnete die ausrückenden Truppen vor der Mailänder Kathedrale, verglich Mussolini mit Cäsar, Augustus und Konstantin, belehrte die Schuljugend, durch das Werk des Duce habe «Gott vom Himmel geantwortet», und erklärte: «Angesichts der schicksalhaften Verbundenheit Italiens und des Vatikans kommt den Italienern der Ehrentitel «Mitarbeiter und Gehilfen Gottes» zu. Wir arbeiten mit Gott zusammen in dieser nationalen und katholischen Mission des Guten, vor allem in diesem Augenblick, in dem auf den Schlachtfeldern Äthiopiens die Fahne Italiens im Triumph das Kreuz Christi vorwärts trägt … Friede und göttlicher Schutz dem tapferen Heer, das um den Preis des Blutes die Tore Äthiopiens dem katholischen Glauben und der römischen Kultur öffnet!»
Der Kardinalerzbischof von Neapel, Ascalesi, wallfahrtete von Pompeji nach Neapel mit dem Bild der Gottesmutter, wobei Militärmaschinen Flugblätter warfen, die die Heilige Jungfrau, den Faschismus und den abessinischen Krieg im selben Satz verherrlichten.

Man sandte Madonnenbilder sogar nach Afrika, wie die «Madonnina d’Oltremare» – ihr schrieb man wunderwirkende Eigenschaften zu. Nach Einsegnung durch den militärischen Generalvikar Rusticoni und den Kardinal von Neapel wurde sie in Begleitung prominenter Faschisten an Bord des «Conte Grande» gebracht. Mit anderen Schiffen schickte man Kanonen und Giftgas, und die halbnackten Abessinier, die weder Gasmasken noch Schutzräume hatten, fielen ahnungslos den katholischen Kulturbringern zum Opfer. Nach der sogenannten Schlacht von Amba Aradam zählte ein italienischer Hauptmann mehr als 16 000 hingemähte «Feinde». Sie lagen dort, wo das aus der Luft verspritzte, hautverbrennende und lungenzerreißende Gas sie erreicht hatte, und wurden alle, tot oder halbtot, auf dem hygienischsten Weg durch Flammenwerfer beseitigt.
Mitten im Krieg hielt Kardinalstaatssekretär Pacelli einen Vortrag über «Roms heilige Bestimmung», wobei er mit «Worten hoher Anerkennung» bei den Lateranverträgen verweilte und überhaupt «einen ungewöhnlich augenfälligen Beweis von dem Wunsch nach vatikanisch-italienischer Solidarität» gab.
[…]
Mit Treue und frommer Begeisterung stand der italienische Klerus, zumal der hohe, zu den Faschisten auch bei Eintritt Italiens in den Zweiten Weltkrieg. Der Episkopat sprach bei der Kriegserklärung am 10. Juni 1940 sogleich von einem heiligen Krieg und sandte Mussolini und dem König eine Grußbotschaft.

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http://www.deschner.info/index.htm?/de/werk/11/leseprobe.htm

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Zum Schweigen des Papstes über den Holocaust hat Rolf Hochhuth ein Theaterstück, ein „christliches Trauerspiel“ geschrieben. Der Papst wusste ja genau Bescheid darüber, weil er jahrelang Nuntius in Berlin war. Er hat auch Hitler immer wieder gelobt. Ist ja klar, ein Faschist lobt den anderen.

Zu Pius XII und seinem Schweigen:

„Durfte der Vorgänger Papst Johannes XXIII. schweigen zur planmäßigen Ausrottung der europäischen Juden durch Hitlerdeutschland? Zu Auschwitz? Seit Rolf Hochhuth zum erstenmal diese Frage aufwarf, kam sie nie mehr zur Ruhe. Sein Drama, 1963 durch Erwin Piscator in Berlin uraufgeführt, wurde seither in über 25 Ländern gespielt.“

https://www.amazon.de/Stellvertreter-Ein-christliches-Trauerspiel/dp/3499109972

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Gruß Hubert

Sonntag, 19. Februar 2017

Vatikan und italienischer Faschismus

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Es ist unfassbar mit welcher Unverfrorenheit heute die katholische Kirche behauptet, sie hätte gegen Hitler und Mussolini Widerstand geleistet, wenn man sich das Verhalten der Kirche unter diesen beiden Regimes anschaut. Beide Regimes wurden voll unterstützt und die Soldaten dazu angehalten ihre Pflicht im Dienste der Führer mit vollem Einsatz und mit Tapferkeit zu erfüllen. In ihrer autoritären Ausrichtung ähneln sich ja Kirche und Faschismus.
Man braucht sich nur diesen Abschnitt anzusehen.

„Noch am 12. Januar 1938 empfing Mussolini 72 Bischöfe und 2340 Pfarrer im Palazzo Venezia,
wo der Erzbischof Nogara in einer Rede Gott bat, dem Duce in allen Schlachten beizustehen zum Gedeihen des christlichen Italien.
Unmittelbar nach Nogara ergriff der Pfarrer Menossi das Wort: »Exzellenz! Die Priester Italiens flehen auf Ihre Person, auf Ihr Werk als des Wiederherstellers Italiens und Gründers des Reiches, auf die faschistische Regierung den Segen des Herrn und einen ewigen Glorienschein römischer Weisheit und Tugend herab, heute und immerdar. Duce! Die Diener Christi, die Pater des Landvolkes erweisen Ihnen ergeben Ehre. Sie segnen Sie. Sie beteuern Ihnen Treue. Mit frommer Begeisterung, mit der Stimme und dem Herzen des Volkes rufen wir: Heil Duce!« Worauf alle Bischöfe und Priester in den Schrei ausbrachen: »Duce! Duce! Duce!«.“
 
http://www.gegen-die-kirche.eu/geschichte-der-kirche/item/die-christlichen-kirchen-und-der-faschismus.html

Unglaublich auch die Wandlung von Mussolini innerhalb nur eines Jahres. Aber es war wohl in erster Linie Berechnung, weil er die Katholiken hinter sich bringen wollte.

Aus deschner.info
„Zwar war Mussolini ursprünglich viel kirchenfeindlicher als Hitler; er hatte die Schrift «Es gibt keinen Gott» und den Roman «Die Mätresse des Kardinals» verfaßt, dem Christentum einen gnadenlosen Kampf angekündigt und noch 1920 Religion Unsinn, religiöse Menschen krank genannt, auf die Dogmen gespuckt und beteuert: «Mit den Beschimpfungen der Pfaffen schmücke ich mich wie mit einem duftenden Blumenkranz.» Doch schon 1921 rühmte er den Vatikan und die von ihm ausstrahlende universelle Idee des Katholizismus derart, daß Kardinal Achille Ratti von Mailand ein Jahr vor seiner Papstwahl jubelte: «Mussolini macht schnelle Fortschritte und wird mit elementarer Kraft alles niederringen, was ihm in den Weg kommt. Mussolini ist ein wundervoller Mann. Hören Sie mich? Ein wundervoller Mann!» Und als Ratti am 5. Februar 1922 im vierzehnten Wahlgang Papst Pius XI. wurde, eilte Mussolini auf den Petersplatz, pries erneut «die Universalität des Papsttums» und kurz darauf brieflich auch den Papst als «einen Mann von umfassender historischer, politischer und philosophischer Bildung, der viel im Ausland gesehen hat und der die Situation Osteuropas gründlich kennt…“
Tatsächlich hatte die Zusammenarbeit der Kirche mit den Faschisten schon vor dem berühmten «Marsch auf Rom» begonnen. Man verstand sich früh, bekämpfte schließlich gemeinsam Kommunisten, Sozialisten, Liberale, regierte auf beiden Seiten autoritär und witterte in einem Bündnis große Vorteile.

Bereits am 22. Oktober 1922 forderte der Vatikan den italienischen Klerus auf, sich nicht mit dem (eindeutig faschistenfeindlichen) Partito Popolare, der katholischen Partei, zu identifizieren, sondern neutral zu bleiben, was eine offensichtliche Unterstützung Mussolinis bedeutete, der am 28. Oktober die Macht übernahm und am 20. Januar 1923 mit dem Kardinalstaatssekretär Gasparri geheime Besprechungen zu führen begann.
Der Vatikan verpflichtete sich zur Ausschaltung der katholischen Partei, da er von den Faschisten eine viel radikalere Bekämpfung der gemeinsamen Gegner erwarten konnte. Mussolini seinerseits sicherte deren Beseitigung und die Wahrung der kirchlichen «Rechte» zu. Von nun an kollaborierte man immer enger und profitierte dabei wechselseitig.  
Mussolini, der zwar im Grunde seines Herzens Atheist blieb, sogar seine Reden gelegentlich mit antikatholischen und antipäpstlichen Spitzen versah, hob nun bald Presse- und Versammlungsfreiheit auf, führte den Religionsunterricht wieder ein, gab beschlagnahmte Kirchen und Klöster frei und beschützte die Prozessionen. Nicht zuletzt sanierte er die Finanzen des Heiligen Stuhles. Rettete er doch den «Banco di Roma», dem die Kurie und mehrere ihrer Hierarchen hohe Summen anvertraut hatten, auf Kosten des italienischen Staates mit ungefähr 1,5 Milliarden Lire vor dem Bankrott. Kardinal Vannutelli, Dekan des sogenannten Heiligen Kollegiums, erklärte daraufhin, Mussolini sei «auserwählt zur Rettung der Nation und zur Wiederherstellung ihres Glückes».

Der Vatikan erwies sich nicht als undankbar. Er schränkte den Einfluß des antifaschistischen Partito Popolare immer mehr ein, befahl dessen Führer, dem sizilianischen Geistlichen Sturzo, den Rücktritt und schließlich sogar das Ausscheiden aller Priester aus der katholischen Partei, was ihrer Auflösung gleichkam. Der Papst protestierte nicht einmal, als Mitglieder dieser Partei, darunter Priester, durch Faschisten überfallen und umgebracht wurden. Er protestierte erst recht nicht gegen die Ermordung einiger tausend Kommunisten und Sozialisten. Und selbst als der erbittertste Gegner Mussolinis, der junge Strafrechtslehrer und Sozialistenführer Giacomo Matteotti, der sein gesamtes großes Vermögen armen Bauern seiner Provinz gegeben hatte, von Faschisten verschleppt und bestialisch ermordet wurde, als die Entrüstung in Italien außerordentlich war und man vom König Mussolinis Absetzung forderte, sogar da stellte sich Pius XI. wiederum auf dessen Seite und verkündete am 20. Dezember 1926 aller Welt: «Mussolini wurde uns von der Vorsehung gesandt.»
 
In diesem Jahr nämlich, in dem der Papst endgültig die katholische Partei preisgab, wurden die Liberalen und Sozialisten, die eben noch über fünfzig Prozent aller Stimmen erhalten hatten, verboten, ihre Zeitungen unterdrückt, ihre Führer verhaftet und sämtliche Rechtsgarantien abgeschafft. Vor allem aber begannen jetzt jene Verhandlungen, die schließlich zum engsten Bündnis von Vatikan und Faschismus, zur Lösung der «Römischen Frage» führten, zu den Lateranverträgen. Denn hatte Mussolini mit Hilfe des Papstes die Diktatur erreicht, sollte nun auch der Papst auf seine Kosten kommen.
Jahrelang konferierte man geheim und meist bei Nacht: auf faschistischer Seite Staatsrat Domenico Barone, nach dessen Tod Mussolini selbst; auf vatikanischer Seite ein Bruder des späteren Papstes Pius XII., der Konsistorialadvokat Francesco Pacelli, der großen Anteil am Zustandekommen der Verträge hattet.

Die am 11. Februar 1929 unterzeichneten Lateranverträge steigerten einerseits das Ansehen der Faschisten außerordentlich, wie bald darauf das Konkordat mit Hitlerdeutschland das Prestige der Nazis, andererseits brachten sie der römischen Kurie gewaltige Vorteile. Zwar verzichtete sie endgültig auf die Wiederherstellung des Kirchenstaates und erkannte das Königreich Italien mit Rom als Hauptstadt an. Dafür aber erhielt der Papst uneingeschränkte Vollmacht auf dem Gebiet der Città del Vaticano sowie als Abfindung die ungeheure Summe von einer Milliarde in Staatspapieren und 750 Millionen Lire in bar – «das Kapital einer Weltbank», wie damals Francesco Nitti, der ehemalige italienische Ministerpräsident und frühere Professor der Finanzwissenschaft in Neapel, schrieb. «Ich bin der einzige Mensch», so führte Nitti weiter aus, «der außerhalb des Vatikans die finanzielle Lage der Kirche kennt. Ich besitze selbst Dokumente über ihre genauen Ausgaben und Einnahmen. Ich war Schatzminister während des Krieges, als die Einnahmen der verschiedenen Fonds kontrolliert wurden. Ich war Ministerpräsident, als die Kapitalsteuer eingeführt wurde. Ich habe kein Recht, Urkunden zu veröffentlichen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind; wohl habe ich das Recht zu sagen, daß diese Entschädigung, die ohne Vorgang in der ganzen Geschichte ist, absolut unerklärlich ist.»

Da außerdem in einem Konkordat der Katholizismus Staatsreligion, die Scheidung unmöglich, der Religionsunterricht obligatorisch und alle antikirchliche Aufklärung verboten wurde, ja der Staat sich verpflichtete, seine ganze Gesetzgebung mit dem kanonischen Recht abzustimmen, war die Kapitulation des Faschismus nahezu vollkommen und die geistige Unabhängigkeit Italiens abgeschafft. Die Kurie triumphierte. Nicht nur fanden in allen größeren Städten Italiens im Beisein prominenter Prälaten, Parteiführer und Militärs besonders feierliche Gottesdienste statt, bei denen die Bischöfe Mussolini und den Papst verherrlichten, sondern dieser selbst rühmte am 13. Februar 1929 Mussolini wieder einmal als den Mann, «den uns die Vorsehung gesandt hat».

Kein Wunder, wenn die gesamte katholische Welt jubelte, nicht zuletzt das gläubige Deutschland, wo die katholische Presse die Verbrüderung von Vatikan und Faschismus als die «Stunde Gottes» pries, als «das größte und glücklichste Ereignis, das die Weltgeschichte seit einem Jahrhundert erlebt» hat, und Mussolini den Zerschneider des gordischen Knotens nannte, – das «Feuer des guten Willens», den «Genius der Politik» und dergleichen mehr. Auch Adolf Hitler, der damals geradezu seherisch die Zeit nahen fühlte, «da der Papst es begrüßen wird, wenn die Kirche vor den Parteien des Zentrums durch den Nationalsozialismus dereinst in Schutz genommen werden wird», schien nicht minder glücklich als sein späterer Gefolgsmann Kardinal Faulhaber, der die Verträge als «Gottestat» feierte, oder der Oberbürgermeister von Köln, Konrad Adenauer, der Mussolini in einem Glückwunschtelegramm versicherte, sein Name werde in goldenen Buchstaben in die Geschichte der katholischen Kirche eingetragen.
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Überfall auf Abessinien

 
Seit 1933 hatte Mussolini den Überfall heimlich vorbereitet; wie Hitler, wollte auch er «Raum». Zwar war die Raumnot keineswegs sehr groß, gab es doch in Italien noch sehr viel unbebautes Land, das aber den Großgrundbesitzern und der Kirche gehörte – mit beiden durften es die Faschisten nicht verderben. So führte man den Krieg gleichsam als eine Art «Agrarreform».

Während fast die ganze Welt die Aggression verdammte, unterstützte die katholische Kirche, besonders der hohe italienische Klerus, Mussolini. Selbst ein katholischer Autor gestand später: «Die gesamte Welt verdammte Mussolini, ausgenommen der Papst.» Am 27. August 1935, als die Kriegsvorbereitungen in Italien auf Hochtouren liefen, belehrte Pius Xl. (eingeflochten in viele Aufrufe zum Frieden) die Gläubigen und die Welt, ein Verteidigungskrieg zum Zwecke der Expansion einer wachsenden Bevölkerung könne gerecht und richtig sein. Ganz logisch erschlossen die katholischen Zeitungen aus dieser Papstrede ein «Naturrecht» Italiens auf den Krieg, «ein Anrecht», um mit der katholischen Wiener «Reichspost» zu sprechen, «auf die Durchführung einer abessinischen Expansion». Und die vatikanische Jesuitenzeitschrift Civiltà Cattolica, eine der bedeutendsten Zeitschriften der Kirche und seit über hundert Jahren gleichsam die offizielle Stimme der «Gesellschaft Jesu», kam zu dem Schluß, daß die katholische Moraltheologie durchaus nicht jede gewaltsame Wirtschaftsausdehnung verurteile. Vielmehr dürfe ein Staat, der seine Hilfsmittel erschöpft und alle friedlichen Wege versucht habe, sich im Falle äußerster Not «durch gewaltsame Eroberung sein Recht nehmen».

Nur wenige Tage nach der Papstrede, vier Wochen vor Kriegsausbruch, feierte der Kardinallegat beim nationalen Eucharistischen Kongreß Mussolini wieder als den «Mann der Vorsehung», und neunzehn Erzbischöfe und 57 Bischöfe sandten ihm ein im Osservatore Romano veröffentlichtes Telegramm, worin es heißt: «Das katholische Italien betet für die wachsende Größe seines geliebten Vaterlandes, das durch Ihre Regierung einiger denn je ist.» Während freilich das Volk durchaus nicht die Kriegsbegeisterung der hohen faschistischen und kirchlichen Führer teilte, förderten nach der Untersuchung eines amerikanischen Gelehrten der Harvard Universität wenigstens sieben italienische Kardinäle, 29 Erzbischöfe und 61 Bischöfe den faschistischen Überfall sofort, unter ihnen auch der Kardinalstaatssekretär. «Pacelli», so schrieb am 3. März 1939 Graf du Moulin, Leiter des Referates für Angelegenheiten des Vatikans im deutschen Auswärtigen Amt, «ist stets für ein gutes Verhältnis zu Mussolini und zum faschistischen Italien eingetreten. Insbesondere hat er im Abessinien-Konflikt die nationale Haltung des italienischen Klerus gefördert und unterstützt».
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Der Erzbischof von Mailand, Kardinal Schuster, einer der wildesten Faschisten, dessen Seligsprechungsprozeß man unter Pius XII. betrieb, segnete die ausrückenden Truppen vor der Mailänder Kathedrale, verglich Mussolini mit Cäsar, Augustus und Konstantin, belehrte die Schuljugend, durch das Werk des Duce habe «Gott vom Himmel geantwortet», und erklärte: «Angesichts der schicksalhaften Verbundenheit Italiens und des Vatikans kommt den Italienern der Ehrentitel «Mitarbeiter und Gehilfen Gottes» zu. Wir arbeiten mit Gott zusammen in dieser nationalen und katholischen Mission des Guten, vor allem in diesem Augenblick, in dem auf den Schlachtfeldern Äthiopiens die Fahne Italiens im Triumph das Kreuz Christi vorwärts trägt … Friede und göttlicher Schutz dem tapferen Heer, das um den Preis des Blutes die Tore Äthiopiens dem katholischen Glauben und der römischen Kultur öffnet!»
Der Kardinalerzbischof von Neapel, Ascalesi, wallfahrtete von Pompeji nach Neapel mit dem Bild der Gottesmutter, wobei Militärmaschinen Flugblätter warfen, die die Heilige Jungfrau, den Faschismus und den abessinischen Krieg im selben Satz verherrlichten.

Man sandte Madonnenbilder sogar nach Afrika, wie die «Madonnina d’Oltremare» – ihr schrieb man wunderwirkende Eigenschaften zu. Nach Einsegnung durch den militärischen Generalvikar Rusticoni und den Kardinal von Neapel wurde sie in Begleitung prominenter Faschisten an Bord des «Conte Grande» gebracht. Mit anderen Schiffen schickte man Kanonen und Giftgas, und die halbnackten Abessinier, die weder Gasmasken noch Schutzräume hatten, fielen ahnungslos den katholischen Kulturbringern zum Opfer. Nach der sogenannten Schlacht von Amba Aradam zählte ein italienischer Hauptmann mehr als 16 000 hingemähte «Feinde». Sie lagen dort, wo das aus der Luft verspritzte, hautverbrennende und lungenzerreißende Gas sie erreicht hatte, und wurden alle, tot oder halbtot, auf dem hygienischsten Weg durch Flammenwerfer beseitigt.
Mitten im Krieg hielt Kardinalstaatssekretär Pacelli einen Vortrag über «Roms heilige Bestimmung», wobei er mit «Worten hoher Anerkennung» bei den Lateranverträgen verweilte und überhaupt «einen ungewöhnlich augenfälligen Beweis von dem Wunsch nach vatikanisch-italienischer Solidarität» gab.
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Mit Treue und frommer Begeisterung stand der italienische Klerus, zumal der hohe, zu den Faschisten auch bei Eintritt Italiens in den Zweiten Weltkrieg. Der Episkopat sprach bei der Kriegserklärung am 10. Juni 1940 sogleich von einem heiligen Krieg und sandte Mussolini und dem König eine Grußbotschaft.

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http://www.deschner.info/index.htm?/de/werk/11/leseprobe.htm

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Zum Schweigen des Papstes über den Holocaust hat Rolf Hochhuth ein Theaterstück, ein „christliches Trauerspiel“ geschrieben. Der Papst wusste ja genau Bescheid darüber, weil er jahrelang Nuntius in Berlin war. Er hat auch Hitler immer wieder gelobt. Ist ja klar, ein Faschist lobt den anderen.

Zu Pius XII und seinem Schweigen:

„Durfte der Vorgänger Papst Johannes XXIII. schweigen zur planmäßigen Ausrottung der europäischen Juden durch Hitlerdeutschland? Zu Auschwitz? Seit Rolf Hochhuth zum erstenmal diese Frage aufwarf, kam sie nie mehr zur Ruhe. Sein Drama, 1963 durch Erwin Piscator in Berlin uraufgeführt, wurde seither in über 25 Ländern gespielt.“

https://www.amazon.de/Stellvertreter-Ein-christliches-Trauerspiel/dp/3499109972

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Gruß Hubert