Sonntag, 15. Juni 2008

Frosch am Kreuz (im neuen Museion in Bozen)

Mich stört bei der aufgebrachten Diskussion um den Frosch am Kreuz, der im neuen Museum in Bozen ausgestellt ist, dass es hierzulande niemand gibt, der es der Mühe wert findet, sich von einer anderen Sichtweise diesem Kunstwerk zu nähern. Sich mit dem leider bereits 1997 verstorbenen Künstler Martin Kippenberger auseinanderzusetzen, fällt vor lauter religiösem und bigotten Eiferertum fast keinem ein.
Mich erinnert die Darstellung auf grausame Weise an die Tierversuche und speziell an die Vivisektion. Ich habe mehr Gefühl und Mitleid mit diesen gequälten Kreaturen, die auf konkrete Weise millionenfach gequält wird. Das ist in Südtirol niemandem einen Gedanken wert. Mir ist das wichtiger, als eine angebliche Verletzung von religiösen Gefühlen. Der Aufschrei erinnert mich ein wenig an die damaligen Allah-Karikaturen der dänischen Zeitung. Kunst hat im immer noch spießigen und miefigen Südtirol noch immer einen geringen Spielraum. Was nicht in die konservative, klerikale und konventionelle Schablone passt, muss weg! Welch geistige Enge!

Autonome Tierschützer, die Tiere aus Labors, wo sie auf im wahrsten Sinne des Wortes auf bestialische Weise (im Namen einer angeblichen Wissenschaft) gequält und zum Schluss immer getötet werden, befreien, kommen leicht mit den Tierquälerfreundlichen Gesetzen in Konflikt.

Der verstorbene Zukunftsforscher Robert Jungk, sagte einmal: "Ethik gegenüber dem Menschen und Rohheit gegenüber den Tieren sind zwei Verhaltensweisen, die sich nicht vereinbaren lassen, denn Grausamkeit gegen Tiere geht nahtlos in Grausamkeit gegen Menschen über." Heute (28.05.) sprachen 7 Leserbriefen von insgesamt 13, also fast 54 Prozent, davon, dass religiöse Gefühle verletzt wurden. Ich hoffe dass auch meine Meinung im klerikalen und nicht zum geringen Teil fundamentalistischen Südtirol Platz haben darf.

(dem Sinn nach so veröffentlicht in der Tageszeitung der Südtiroler "Dolomiten" Ende Mai 2008 - einige hier erwähnte Formulierungen ließ ich weg, um die Veröffentlichung in dieser konservativ und klerikal ausgerichteten Zeitung nicht zu riskieren)